Die Waldviertler Blondinnen
Ursprünglich entwickelte sich das Waldviertler Blondvieh aus einer Vermischung des altillyrisch-keltischen Rindes mit dem ungarischen Steppenrind. Nach weiteren Einkreuzungen unterschied man im 19. Jhdt. mehrere regionale Schläge (Gföhler, Zwettler oder Raabser), die ab 1900 gemeinsam die Bezeichnung „Waldviertler Blondvieh“ trugen. 1933 wurde der Verband der Waldviertler Blondviehzüchter gegründet. Der Höhepunkt der Zuchtgeschichte in Niederösterreich wurde 1954 mit gezählten 173.600 Stück Waldviertler Blondvieh erreicht.
Durch die besonders strengen klimatischen Bedingungen und das karge Futterangebot des Waldviertels bildete sich eine optimal an die Gegend angepasste Rasse heraus. Ihre Stärke lag in der unermüdlichen Arbeitsleistung und in der hervorragenden Fleischqualiät.
Das Waldviertler Blondvieh war eine beliebte Spezialität in den Kreisen der höheren Gesellschaft, am Hofe Kaiser Franz-Josefs durfte für den Tafelspitz nur das Fleisch des Waldviertler Blondvieh-Ochsen verwendet werden. Aber auch Arbeiterfamilien hielten sich Mitte des 20. Jhdt. Waldviertler Blondviehrinder zur Deckung des eigenen Milchbedarfs und als Zugtiere für ihre Fuhrwerke. Die Tiere weideten auf Rainen und Hutweiden und trugen so auch zur Landschaftspflege bei.
Das Waldviertler Blondvieh wurde ursprünglich in erster Linie als Arbeitstier (Zugleistung), in weiterer Folge zur Fleischproduktion und dann erst aufgrund seiner Milchleistung gezüchtet. In den frühen 60ger Jahren wurde jedoch auf Einnutzungsrassen (spezialisiert auf Fleisch oder Milch) umgestellt. Arbeitsleistung, Wetterhärte, Robustheit und die spezielle Fleischqualität des Blondviehs war damals nicht mehr gefragt. Das Blondvieh war die bodenständige Rasse des Waldviertels und gehört heute leider zu den hochgefährdeten Haustierrassen.
Erst 1982 wurde im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogrammes der ÖNGENE (Verein zum Schutze und zur Bewahrung der Erbanlagen heimischer gefährdeter landwirtschaftlicher Nutztierrassen) mit den übrig gebliebenen 23 Kühen und 3 Stieren, dieser bedrohten Rinderrasse wieder begonnen zu züchten. 2008 lag die Zahl laut NÖ-Genetik Rinderzuchtverband in NÖ bei 88 Kontrollherden mit 586 Kontrollkühen und macht das Waldviertler Blondvieh zur zweithäufigsten Rasse nach dem Fleckvieh in der Region.
Charakter und Aussehen
Der Charakter des Waldviertler Blondviehs wurde durch die frühere hauptsächliche Haltung als Zug- und Arbeitstiere geprägt und es ist auch heute noch sehr umgänglich und gehorsam. Die Farbe der Tiere ist nahezu weiß bis hellblond, das Flotzmaul ist fleischfarben, Hörner und Klauen sind gelbgrau. Das Waldviertler Blondvieh ist anspruchslos, genügsam, wetterhart und dadurch klimatisch bestens an unsere Bedingungen angepasst. Die Tiere sind ideal für die Mutterkuhhaltung, die Landschaftspflege und zur Erzeugung von hervorragendem feinfasrigen Fleisch.